Hier finden Sie eine Übersicht über verschiedene Infos zum Thema Therapie:
Welche Therapieformen gibt es?
Welche Therapieform ist für mich am besten geeignet?
Wie bekomme ich eine Therapie? Wieviele Stunden dauert eine Therapie?
Wo kann ich zum Thema Therapien weitere Informationen erhalten?
Therapieformen:
Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie, DBT, Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie, autogenes Training, Prog. Muskelentspannung, Ergotherapie, kathatymes Bilderleben, Psychodrama, EMDR, Psychopharmakatherapie, Logotherapie
Psychoanalyse
Die klassische Psychoanalyse wurde begründet von Sigmund Freud. Die Behandlung erfolgt über mehrere Jahre mit drei bis fünf einstündigen Sitzungen pro Woche. Die Psychoanalyse geht davon aus, dass innere Konflikte gelöst werden, indem der Weg zurück zu ihrer Entstehung unter dem Schutz der therapeutischen Situation wieder begangen wird. Größte Bedeutung für die Arbeit hat die Beziehung zwischen dem Analysanden und dem Analytiker. Diese Beziehung nimmt im Laufe der Therapie die Eigenschaften von in verschiedenen Altersstufen erlebten Beziehungen zu Familienangehörigen oder sonstigen wichtigen Bezugspersonen an. Durch die »Arbeit an der Beziehung« werden Konflikte bewusst und können so, den Fähigkeiten der aktuellen erwachsenen Persönlichkeit entsprechend, gelöst werden.
Die Indikation für die Psychotherapie wird vor allem durch Beziehungsprobleme gegeben, wobei hier wie bei der aus der Psychoanalyse entstandenen sogenannten tiefenpsychologisch oder analytisch orientierten Therapie vor allem das Gefühl der Unfähigkeit, mit sich selbst stimmig zu sein und im eigenen Interesse zu handeln, an erster Stelle steht, also Selbstwertprobleme, das Gefühl des Mangels an Sinnhaftigkeit, Antriebsstörungen, Entscheidungsunfähigkeit usw. Die Kosten werden nach Antragstellung und bei bestehender Notwendigkeit von den Krankenkassen übernommen.
Tiefenpsychologische Therapie
Die analytisch orientierte Psychotherapie ist ein verbales Therapieverfahren in der Tradition der Psychoanalyse, das auf der Annahme basiert, dass im therapeutischen Gespräch Erkenntnis- und Veränderungsprozesse stattfinden. Dabei wird angestrebt, gegenwärtige Probleme unter der Berücksichtigung innerer, in der Vergangenheit verwurzelter Konflikte zu lösen. Man geht davon aus, dass diese inneren Konflikte den Hintergrund für aktuelle Probleme bilden können.
Die Therapie findet in der Regel in Einzelsitzungen à 50 Minuten über 25 bis 100 Stunden einmal wöchentlich oder alle zwei Wochen statt. Es können je nach Bedarf auch Angehörige hinzugezogen werden, wobei sich die Arbeit in dem Fall um die Probleme des Patienten dreht und nur sekundär, soweit relevant, um die Konflikte zwischen den Familienmitgliedern..
Als Standard-Psychotherapiemethode wird die tiefenpsycholgisch orientierte Therapie von den Krankenkassen anerkannt, die Kosten werden nach Antragstellung und bei bestehender Notwendigkeit bis zu einem Umfang von 100 Stunden übernommen.
Zur analytisch orientierten Psychotherapie gehört auch die Fokaltherapie als noch stärker problemzentrierte und zeitlich kürzere Form mit einem bereits zu Anfang definierten Ziel als Lösung eines bestimmten Problems.
Die analytisch orientierte Psychotherapie ist geeignet zur Behandlung von Zuständen, in denen die Person die Erfahrung macht, dass ihre eigenen Handlungen des Öfteren und vielleicht stets in ähnlicher Weise nicht zum Erreichen eines gesetzten Ziels führen. Beispiel: Man hat das Gefühl, dass man häufig gegen sich selbst handelt oder dass zur Zielsetzung falsche Voraussetzungen angenommen wurden. Dauer der Therapie
DBT
Die dialektisch-behaviorale Therapie von Borderline-Persönlichkeitsstörungen ist eine Therapieform, die vor über zehn Jahren auf der Basis der Verhaltenstherapie von Marsha Linehan entwickelt wurde.
Die DBT wurde als ambulante Therapieform entwickelt und besteht aus vier verschiedenen Bausteinen: Einzeltherapie, Fertigkeitentraining in der Gruppe, telefonischer Kontakt mit demder Therapeuten/in für Notfälle und regelmäßige Intervision.
In der Einzeltherapie werden die Problembereiche hierarchisch im Sinne der Dringlichkeit geordnet. An oberster Stelle stehen suizidales und parasuizidales Verhalten, gefolgt von therapiegefährdendem Verhalten, Beeinträchtigungen der Lebensqualität und der Verbesserung von Verhaltensfertigkeiten. Die Problemfelder werden in dieser Reihenfolge bearbeitet. Wenn notwendig, wird sofort wieder auf eine höhere Ebene zurückgegangen.
Die PatientInnen führen eine Tagebuchkarte, in die Medikamenteneinnahme, Spannungszustände, Drogenkonsum und dysfunktionale Verhaltensweisen einzutragen sind.
Durch Verhaltensanalysen sollen die Betroffenen Einsicht in den Spannungsaufbau erhalten und üben, das im Fertigkeitentraining Gelernte in Handlungspläne einzubauen. Nach selbstverletzendem Verhalten oder Suizidversuchen werden die PatientInnen gebeten, solche Analysen selbst anzufertigen.
Voraussetzung für die eventuelle Bearbeitung eines Traumas in einem zweiten Therapieabschnitt ist, dass die PatientInnen gelernt haben, emotionale Krisen, Spannungszustände und Dissoziationen selbst durch die gelernten Fertigkeiten zu regulieren. Die Traumabearbeitung erfolgt mittels Techniken aus der kognitiven Verhaltenstherapie und Expositionsstrategien.
Fertigkeitentraining in der Gruppe
„Das Fertigkeitentraining ist der Ton, aus dem die Einzeltherapeutin und die Patientin eine Figur modellieren können” (Linehan, 1996a). Das heißt, die in der Gruppe gelernten Fertigkeiten werden in der Einzeltherapie in die erarbeiteten Verhaltensanalysen und Handlungspläne eingebaut und zu einem sinnvollen Ganzen verbunden.
Die Gruppe wird von zwei TherapeutInnen geleitet. Das Fertigkeitentraining hat Workshop-Charakter, Gruppendynamik wird nur wenn notwendig thematisiert. Der Schwerpunkt liegt auf dem Erlernen von Fertigkeiten. Interaktionelle Probleme werden ‘DBT-mäßig’ durch das Anwenden von Fertigkeiten gelöst. Kritik und Anregungen seitens der TeilnehmerInnen sind ausdrücklich erwünscht, eine experimentell-partnerschaftliche Atmosphäre soll entstehen.
Das Fertigkeitentraining findet in unserem((?)) Setting wöchentlich statt (90 Minuten) und besteht aus den vier Modulen: Innere Achtsamkeit, Umgang mit Gefühlen, Stresstoleranz und zwischenmenschliche Fertigkeiten, die bei uns((?)) jeweils etwa 12 Sitzungen in Anspruch nehmen.
Im Modul ‘Innere Achtsamkeit’ lernen die PatientInnen die Fertigkeiten Wahrnehmen, Beschreiben, Teilnehmen sowie ein nicht bewertendes, konzentriertes und wirkungsvolles Denken und Handeln. Hier sind unschwer Zeneinflüsse zu entdecken. Ziel ist, Bewusstheit im Alltag zu erreichen und mehr Steuerungsmöglichkeiten über sich selbst zu bekommen. Teilnahme und Distanz, Gefühl und Verstand sollen miteinander in Einklang gebracht werden. Hier wird deutlich, dass es sich um Ziele handelt, die nicht nur Borderline-PatientInnen ein Leben lang beschäftigen können.
Im Modul ‘Zwischenmenschliche Fertigkeiten’ werden die Basisfertigkeiten Orientierung auf ein Ziel, Orientierung auf die Selbstachtung und Orientierung auf die Beziehung vermittelt. Faktoren, die die soziale Kompetenz beeinträchtigen, und solche, die sie fördern, werden identifiziert. Förderliche Selbstaussagen werden erarbeitet.
Ziel ist, dass PatientInnen auf eigenen Wünschen, Zielen und Meinungen bestehen können und dabei sowohl von anderen Menschen respektiert werden als auch die eigene Selbstachtung aufrechterhalten. Im Programmteil ‘Umgang mit Gefühlen’ wird vermittelt, dass Gefühle (auch solche, die als unangenehm erlebt werden) eine Funktion und eine Bedeutung haben. Fertigkeiten wie Beobachten, Beschreiben und Verstehen von Gefühlen, Verwundbarkeit verringern, Schritte in Richtung angenehmer Gefühle tun, emotionales Leiden loslassen und dem Gefühl entgegengesetzt handeln werden besprochen und geübt. Ziel ist, Gefühle in ihren Bedeutungen und Auswirkungen verstehen und akzeptieren zu lernen. Das Vertrauen in die eigene Gefühlswelt soll erhöht werden.
Im Programmpunkt ‘Stresstoleranz’ lernen die PatientInnen, Krisen auszuhalten und Spannung zu reduzieren durch Techniken wie: sich durch starke sensorische Reize ablenken (z. B. Eiswürfel), durch verschiedene Techniken ‘den Augenblick verbessern’, ‘Pro und Contra’ (welche Argumente sprechen für selbstverletzendes Verhalten, welche dagegen), Akzeptieren der Realität, Atemübungen, ‘leichtes Lächeln’ und Achtsamkeitsübungen. Ein weiteres Ziel ist zu lernen, unangenehme Ereignisse und Gefühle zu ertragen, wenn sich die Situation nicht verändern lässt.
Die PatientInnen werden angeleitet, sich einen individuellen Notfallkoffer einzurichten, in dem wichtige Utensilien für Stresstoleranz-Fertigkeiten aufbewahrt werden. Kärtchen, auf denen die hilfreichsten Fertigkeiten eingetragen sind, sollten die PatientInnen stets bei sich tragen. Die PatientInnen erhalten außerdem Formulare, auf denen die gelernten Fertigkeiten eingetragen sind und protokolliert ist, welche Fertigkeiten sie mit welchem Erfolg geübt haben.
Wenn die PatientInnen viermal hintereinander fehlen bzw. die Hälfte der Sitzungen in drei Monaten versäumen, werden sie von der Therapie ausgeschlossen.
Telefonkontakt
PatientInnen können in suizidalen Krisen, oder bevor sie sich selbst verletzen, ihre TherapeutInnen anrufen. Die telefonische Erreichbarkeit muss mit den TherapeutInnen zuvor geklärt werden und richtet sich auch nach den Grenzen der TherapeutInnen. Die Telefongespräche sollten nach bestimmten Regeln ablaufen. Die Patientin berichtet, warum sie sich in einer Krise befindet und welche Fertigkeiten sie bereits ausprobiert hat. Beide besprechen Fertigkeiten, die die Patientin dann einsetzen soll. Dazu ist es hilfreich, wenn die Patientin gelernte Fertigkeiten benennen kann.
Verletzt sich die Patientin selbst oder begeht sie einen Suizidversuch, sollte darauf nicht mit vermehrter Zuwendung reagiert werden – was oft nur schwer umzusetzen ist. Ziel ist, dass die PatientInnen im Nachhinein Verhaltensanalysen dieser Situationen anfertigen.
Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie beruht auf Grundlagen der Lerntheorie. Der Schwerpunkt dieser Therapie liegt auf dem Verhalten. Die Verhaltenstherapie ist streng problemorientiert, behandelt bei komplexen Zuständen nacheinander die einzelnen Störungen. Dementsprechend wurden verschiedene Techniken entwickelt, etwa systematische Desensibilisierung, Selbstsicherheitstraining, Gedankenstopp, die Konfrontationstherapie bei Angst- und Zwangsstörungen, die Selbstveränderung.
Die Verhaltenstherapie ist indiziert bei gut abgrenzbaren Störungen, etwa Ängsten und Phobien, aber auch bei sexuellen Störungen, Zwängen und Depressionen.
Autogenes Training
Das autogene Training ist eine von J.H. Schultz entwickelte Methode der konzentrativen Selbstentspannung, die es dem Lernenden ermöglicht, eigenständig (»autogen«) einen Ruhe- und Versenkungszustand herbeizuführen. Das Training bzw. seine sogenannte Grundstufe wird innerhalb von sechs Sitzungen erlernt. Es kann zur »autogenen Imagination« weiterentwickelt werden, einer tiefenpsychologisch orientierten Therapie nach der »Wachtraum«-Technik.
Wichtige Einsatzgebiete sind Stressbewältigung und Spannungsausgleich, Leistungssteigerung, Schmerztherapie. Daneben kommt es bei zahlreichen Störungen als unterstützende Behandlung zum Einsatz.
EMDR
»Eye Movement Desensitization and Reprocessing« ist ein verhaltenstherapeutisches Verfahren, das aber auch zur forcierten freien Assoziation in einer analytisch orientierten Behandlung angewendet werden kann.
Es ist vor allem bei sogenannten posttraumatischen Störungen indiziert, also etwa nach Missbrauch, darüber hinaus bei phobischen Ängsten, bestimmten Arten der Depression, psychosomatischen Beschwerden und vor allem bei Schmerzzuständen.
Katathymes Bilderleben
Das katathyme Bilderleben wurde in den 1950er Jahren von dem deutschen Psychiater Hanscarl Leuner als tiefenpsychologische Methode entwickelt. Man bedient sich dabei des spontanen Auftretens von Bildern, etwa vor dem Einschlafen. Solche „Tagtraumbilder“ werden gezielt angeregt und vom Therapeuten auf bestimmte Inhalte gerichtet, um innere Zustände besser zu verstehen, Entwicklungsmöglichkeiten zu finden und Ressourcen freizulegen. In der Regel werden etwa 25 bis 50 Einzelsitzungen von einer halben bis einer ganzen Stunde bzw. zweistündige Gruppensitzungen durchgeführt.
Indikationen sind vor allem psychosomatische Störungen, depressive Verstimmungen und Arbeitsstörungen.
Die Kosten werden von den Krankenkassen nur im Rahmen einer analytisch orientierten Therapie erstattet.
Psychopharmakatherapie
Bei einer bestimmten Intensität psychischer Beschwerden oder verschiedenen psychiatrischen Krankheiten sind Medikamente zeitweise oder über eine längere Dauer notwendig. Ein Medikament kann in bestimmten Fällen überhaupt erst den Beginn einer psychotherapeutischen Behandlung ermöglichen, indem das zu große Leiden (Angst, Depression oder andere Beschwerden) durch die Wirkung des Medikaments gemindert wird und man sich erst so »etwas distanzieren« kann, um die Situation, die Ursachen, die Veränderungsmöglichkeiten betrachten und Erlebtes verarbeiten zu können.
Vor der ersten Antragstellung für eine Therapie sind grundsätzlich 5 Probestunden möglich, in der analytischen Therapie sogar 8 Stunden.
Psychodrama
Gruppentherapeutisches Verfahren im Rahmen einer Psychotherapie, bei dem krankheitsauslösende, konfliktbesetzte und unbewältigte Situationen aus dem Leben des Betroffenen mit Elementen des Schauspiels (z. B. Rollenspiel, Puppentheater) innerhalb der Gruppe nachgestellt werden. Der Betroffene spielt sich dabei selbst. Mit Hilfe des anschließenden Gruppengesprächs können zwischenmenschliche Konflikte erarbeitet und bewältigt werden.
Logotherapie
Psychotherapeutische Behandlungsmethode zur Heilung seelischer Störungen, bei der die Frage nach dem Sinn des Daseins im Vordergrund steht. Diese Form der Psychotherapie will dem Betroffenen ein neues Identitätsgefühl und ein Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln. Erörtert werden z. B. Fragen nach dem Sinn konkreter Situationen, einer Krankheit oder der individuellen Lebenssituation.
Wie bekommen Sie eine Therapie?
Erkundigen Sie sich bitte bei ihrem Hausarzt oder einem Facharzt nach der Möglichkeit einer Therapie. Natürlich können Sie auch direkt eine/n Therapeuten/in Ihrer Wahl anrufen und einen Beratungstermin vereinbaren. Diese/r wird Ihnen dann auch weiterhelfen. Oder Sie erkundigen sich bei einem Mitarbeiter Ihrer Krankenkasse. Diese können Ihnen auch Auskunft geben.
Wie finden Sie eine/n gute/n Therapeuten/in?
Auch hier hat jeder andere Bedürfnisse. Am besten Sie telefonieren verschiedene Therapeuten/innen an und versuchen, einen Beratungstermin zu vereinbaren. Oftmals müssen Sie mit Wartezeiten für eine Therapie rechnen, daher nicht gleich verzagen!
Wie lange dauert eine Therapie im Durchschnitt?
Eine Kurzzeittherapie umfasst 25 Stunden Einzeltherapie bzw. Gruppentherapie. Für eine Langzeittherapie wird vor Beendigung der Kurzeittherapie ein Antrag bei der zuständigen Krankenkasse gestellt; dabei ist gleichzeitig ein unabhängiger Gutachter hinzuzuziehen.
Psychoanalyse | bis 160 Stunden | bis 80 Doppelstunden Gruppentherapie | 300 Stunden Einzeltherapie | 150 Doppelstunden Gruppentherapie |
tiefenpsych. Therapie | bis 50 Stunden | bis 40 Doppelstunden Gruppentherapie | 100 Stunden Einzeltherapie | 150 Doppelstunden Gruppentherapie |
Verhaltenstherapie | bis 45 Stunden | Einschließlich Einzeltherapie | 80 Stunden Einzeltherapie | Einschließlich Einzeltherapie |
Autogenes Training | 12 Stunden | |||
J.Relaxationstherapie | 12 Stunden | |||
Hypnose | 12 Stunden | |||
Normal/Einzel | Normal/Gruppe | Maximal/Einzel | Maximal/ Gruppe |
Intervision
Die Einzel- und GruppentherapeutInnen sollten sich regelmäßig treffen, um sich über die gemeinsamen PatientInnen auszutauschen und gegenseitig zu beraten.
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